Scheven besaß erst 1861 einen eigenen Sakralbau. Der Ort wurde mutmaßlich bereits mit der kirchenrechtlichen Festschreibung der Pfarrbezirke (1215) der abgabenpflichtigen Kirche von Dottel zugeordnet. Diese wird im Jahre 1349 mit Pfarrer Heinrich als ecclesie parrochialis in Dutlo und somit als Pfarrkirche erwähnt. Die auf Betreiben des Dreiborner Lehns- und Kirchherrn rund einhundert Jahre währende Zugehörigkeit von Dottel, Heistert (Kallerheistert) und Scheven sowie eines Teils von Wallenthal zur Pfarre Olef (etwa 1450 bis 1550) sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Auf Grund der bereits früh festgelegten kirchlichen Organisation waren in Scheven ein Pfarrer und somit ein Pastorat nicht notwendig.
In Dottel wurde erst 1792 ein neuer Pfarrhof aufgerichtet (Lindenstraße 16), nachdem das vorangehende Pastorat in der Dienstzeit von Pfarrer Johann Adam Olligschläger gegen 1770 ein Raub der Flammen wurde. Das verloren gegangene Pastorat sollte wohl auf dem gleichen Platz wie das jetzige gestanden haben.
Nach dem Tode des Pfarrers Konrad Josef Küppers im Spätsommer 1890 wandte sich jedoch der Kapellenvorstand von Scheven unter Darlegung der hiesigen Umstände an die Erzbischöfliche Behörde in Köln mit der Bitte, den Wohnsitz des Pfarrers nach Scheven verlegen zu dürfen. Es ist nicht bekannt, ob vorab eine Abstimmung mit dem Kirchenvorstand von Dottel erfolgte. Argumentiert wurde im Bittschreiben mit der Kirchengröße, der Anzahl der Messen, Gebete, Beerdigungen und Exequien sowie der Lage des Ortes innerhalb der Pfarrei, dem Schulstandort und der Ortsgröße. 419 Einwohner in 93 Wohnhäusern zählte der damals mit Abstand größte Ort innerhalb der Pfarrei. Der Kapellenvorstand bot zudem an, bei Bewilligung ein entsprechendes Haus als Pastorat zur Verfügung zu stellen. Der Bitte wurde außergewöhnlich rasch entsprochen. Die schnelle Entscheidung war sicherlich begünstigt durch den Umstand, dass der damalige Kölner Erzbischof und spätere Kardinal Philipp Krementz im Frühsommer des gleichen Jahres im Zuge einer Firmungsreise die Lage vor Ort selbst kennenlernte.
Unverzüglich nach der Zusage wurde das heutige Pastorat erworben. Das Gebäude (heute Klausentalstraße 2) wurde durch den Kapellenvorstand dem Kaufmann Hubert Monschau für 7.500 Mark (etwa 56.300 Euro1) abgekauft. Es handelt sich bei diesem Haus um einen anfangs des 19. Jahrhunderts errichteten unterkellerten zweigeschossigen Backsteinbau, der zunächst als Wohnhaus diente und im Jahre 1834 durch Johann Joseph Brück zu einem Kleinhandelsgeschäft mit obenliegender Wohnung umgebaut wurde.
Unter Beteiligung zahlreicher Einwohner erfolgte die Renovierung des Gebäudes und die Herrichtung der Pfarrwohnung. Am 17. September 1890 fand dann die feierliche Einführung statt. Nach der kirchlichen Feier in Dottel zog der neue Pfarrer in festlicher Prozession nach Scheven,
das zu diesem Anlass prächtig geschmückt war. Am Abend wurde zudem ein Fackelumzug veranstaltet.
Anfang Dezember 1910 wurde das Gebäude an das Stromnetz und im Jahr 1912 an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Renovierungen erfolgten 1956 und in den Jahren 1976 bis 1978, wobei unter anderem ein Anbau erfolgte. Die Mauereinfriedung wurde im Jahr 2016 erneuert. Der bislang letzte Pfarrer, der die Amtswohnung nutzte, war Robert Bruchhausen. Seither wird das Gebäude durch den Kirchenvorstand vermietet.
Pfarrer in Scheven:
1890 bis 1900 |
Hubert Anton Bohlen |
1900 bis 1911 |
Peter Joseph Krebsbach |
1912 bis 1956 |
Hermann Joseph Zillingen |
1956 bis 1967 |
Peter Roblek |
1967 bis 1976 |
Hubert Lückenbach |
1976 bis 1978 |
Paul Jansen |
1978 bis 2002 |
Robert Bruchhausen |
1 Die Umrechnung erfolgte mittels der Kaufkraftäquivalente historischer Beträge in deutschen Währungen (Deutsche Bundesbank, Stand: Januar 2023).